Was wir noch tun können: Rehabilitation am Lebensende Was wir noch tun können: Rehabilitation am Lebensende

"Was wir noch tun können: Rehabilitation am Lebensende. Physiotherapie in der Palliative Care"

Hrsg: Nieland, Simader, Taylor

Deutsch
 
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Jacob van den Broek
1962-2017

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Vorwort

Mit diesem Buch, das sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache vorliegt, ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ein Traum, den wir Herausgeber während eines sehr anregenden und zukunftsweisenden physiotherapeutischen Premeetings im Rahmen des europäischen Palliative-Care-Kongresses der European Association for Palliative Care (EAPC) in Wien im Jahre 2009 zu träumen begannen. In den darauffolgenden Jahren haben viele palliativ tätige Physiotherapeuten aus den unterschiedlichsten klinischen Settings angefangen, ihr Wissen und ihre Expertise immer häufiger miteinander zu teilen.

Wann und wo immer sich diese Therapeuten trafen und vernetzten, war Enthusiasmus spürbar. Unser Plan, dieses Buch herauszugeben, nahm Gestalt an während der eindrucksvollen 2-Tages-Veranstaltung "Physio Europe and Beyond" im St. Christopher`s Hospice, London, zu der Physiotherapeuten aus der ganzen Welt angereist waren. Nach der Gründung der europäischen Arbeitsgruppe innerhalb der EAPC und letztendlich nach dem gelungenen Premeeting beim europäischen Kongress in Lissabon 2011 war es dann an der Zeit, Visionen zu realisieren.

Dieses Fachbuch erscheint in einer Zeit, in der auch gesellschaftlicher Wandel spürbar ist. Grenzen zwischen Ländern, Kulturen und Anschauungen verschwimmen. Immer mehr Physiotherapeuten erkennen, dass sie auch Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen, mit ihren fachlichen Fähigkeiten helfen können, und entscheiden sich für eine Tätigkeit in diesem klinischen Bereich. Im Kontext der demografischen Entwicklung und deutlich längeren Überlebenszeiten bei schweren Erkrankungen werden Physiotherapeuten darüber hinaus erkennen, dass Kenntnisse und Fertigkeiten rund um die palliative Arbeit wertvolle Ressourcen für die Begleitung von Patienten in den unterschiedlichsten Fachgebieten sind. Die Einsatzmöglichkeiten sind schier unbegrenzt – von der Pädiatrie bis zur Geriatrie, vom Akutkrankenhaus bis zum Hospiz, vom Krankenbett bis hin zur Arbeit in einer Fitnesseinrichtung. Neben Kenntnissen und Fertigkeiten braucht der professionelle Helfer auch eine spezifische palliative Haltung gegenüber Menschen, die sich am Ende ihres Lebens befinden. Der palliativ ausgebildete und tätige Physiotherapeut ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie es möglich ist, mit Empathie und einem ganzheitlichen Ansatz komplexe, sich stetig verändernde und dennoch realistische Ziele umzusetzen. Bei der Begleitung und Therapie schwerstkranker und sterbender Menschen ist es unabdingbar, Patienten im Sinne des "Empowerments" zu befähigen, sich so gut wie möglich auch selbst zu helfen. In einer Zeit der eingeschränkten finanziellen Ressourcen ist dieser palliative Ansatz auch ein Zukunftsmodell. Zukünftige Forschung und Weiterbildung in diesem Feld sind unerlässlich und wir hoffen, dass unser Buch dazu beiträgt, Ideen und Diskussionen auch in dieser Richtung zu fördern. Vorrangiges Ziel des Buches ist zwar die Entwicklung und Reflexion physiotherapeutischer Techniken und Ansätze. Vielleicht ist aber auch die Frage einen Gedanken wert, ob und wie unser Wissen und unsere Fähigkeiten über Berufsgruppen hinweg verbreitet werden könnten – auch zum Wohle unserer Patienten. Wir haben uns bemüht, eine Vielfalt von Themen fallspezifisch, leicht anwendbar und benutzerfreundlich darzustellen, damit die Inhalte in den unterschiedlichsten Settings möglichst einfach umgesetzt werden können. Mittels verschiedener didaktischer Elemente haben wir versucht, angesichts verschiedener Autoren aus unterschiedlichen Ländern und mit noch unterschiedlicheren Erfahrungen ausserlich weitgehende Einheitlichkeit herzustellen. Grüne Kästen werden Sie immer wieder auf praktische Tipps hinweisen und rote Kästen werden Sie erinnern, hier besonders achtsam zu sein. Wir möchten Ihnen mit der vorliegenden Ausgabe nicht nur eine hoffentlich hilfreiche Ressource für ihr fachliches Wissen zur Verfügung stellen, sondern auch Diskussionen und einen Denkprozess rund um die Physiotherapie (einschliesslich der Aus- und Weiterbildung) fördern. Sowohl die Zulassungsvoraussetzungen zur Ausbildung als auch die Ausbildung selbst und später die Autonomie, mit der Physiotherapeuten tätig sein können, sind von Land zu Land unterschiedlich.

In manchen Ländern ist beispielsweise das Konzept einer "Rehabilitation" im Kontext des Lebensendes revolutionär, wenn nicht gar "kontraindiziert", während in anderen Ländern Trainingsräume zur üblichen Ausstattung von Hospizen gehören. Wir sollten diese Unterschiede als einen wichtigen Katalysator begreifen, um unseren Beruf und unser Tätigkeitsprofil beständig zu analysieren und zu erweitern. Es ist wohl ganz natürlich, dass man sich als Physiotherapeut, wo immer man mit schwerstkranken und sterbenden Menschen arbeiten darf, nicht nur fachlich, sondern auch menschlich weiterentwickelt.

Um diese klinische und persönliche Entwicklung bestmöglich zu unterstützen, haben wir am Ende vieler Kapitel Fragen zur beruflichen und persönlichen Reflexion eingefügt. Zur Förderung von Innovation und Entwicklung gibt es keinen besseren Weg als das eigene Denken herauszufordern.

Wir hoffen sehr, mit diesem Buch auch das Interesse anderer Berufsgruppen zu wecken, um auch in grosserem Rahmen bekannt zu machen, welch wichtige Rolle die Physiotherapie in der Palliative Care spielen kann. Zweifellos ist es unsere eigene Aufgabe, die vielen Möglichkeiten aufzuzeigen, mit denen die Physiotherapie zur besseren Lebensqualität am Lebensende beitragen kann. Und dies nicht nur auf der Ebene der Symptomkontrolle, Rehabilitation und Partizipation, sondern auch – vor allem im Hinblick auf herausfordernde Zeiten – um Gesundheitssysteme menschlicher und effektiver zu machen.

Bonn, Wallern, London im Oktober 2012

Peter Nieland, Rainer Simader, Jenny Taylor